Vom Küchenchef zum Feldkoch
Eigentlich wollte Björn Hellmann an jenem Freitagabend mit einem Freund ins Kino gehen. Den US-Actionfilm „Fast & Furious“ hatten sich die beiden ausgesucht. Doch daraus wurde nichts. Statt gemütlich im Kinosessel in Bielefeld zu sitzen, stand der 37-jährige Chefkoch vom DRK Haus Ravensberg Borgholzhausen am selben Tag vor dem Kreishaus von Euskirchen am Gasgrill und wendete fleißig Würstchen.
Hellmann zählte damit zu den rund 200 Einsatzkräften von Feuerwehr und DRK aus den Kreisen Gütersloh und Lippe, die sich am frühen Morgen von ihrem Sammelraum am A2-Autohof Aurea in Rheda-Wiedenbrück auf den Weg ins Krisengebiet begeben hatten. Sein Auftrag in Euskirchen: Die Versorgung der Helfer:innen aus OWL und örtlicher Hilfskräfte mit (warmen) Speisen und Getränken.
Zu seinem ersten Einsatz als Feldkoch kam Björn Hellmann, seit sechs Jahren Küchenchef im DRK Haus Ravensberg, buchstäblich wie die Jungfrau zum Kinde. Als es darum ging, eine Ersatzcrew für die Ersthelfer:innen aus dem Kreis Gütersloh zusammenzustellen und sich die Verpflegungsfrage stellte, hatte DRK-Kreisvorstand und Ex-Haus Ravensberg-Leiter Dennis Schwoch einen Geistesblitz: „Dafür ist Björn Hellmann doch geradezu prädestiniert“, schoss es Schwoch durch den Kopf. Und in der Tat: Hellmann zögerte keinen Augenblick, sagte zu und stand zusammen mit seinem Chauffeur Christoph Langewitz, Leiter von Haus Ravensberg, mit seinem Handkoffer an der A2 pünktlich zum Abmarsch bereit.
In Euskirchen angekommen, fanden Hellmann und seine zehnköpfige Helfer:innencrew aus erfahrenen DRK-Fachkräften auf dem Hof der Kreisverwaltung eine wetterfeste mobile Kochstation und ausreichend Lebensmitteln vor. Den von ihren Einsatzorten zurückgekehrten erschöpften Rettungskräften servierte das Küchenteam Würstchen vom Grill mit Kartoffel-, Nudel- und Krautsalat als Beilagen. An ausreichend Schlaf war danach für das Küchenpersonal nicht zu denken. Bereits um 3.30 Uhr in der Früh ging am Samstag der Wecker. Björn Hellmann: „Die ersten Einsatzkräfte wollten um 6 Uhr frühstücken, weil sie schon eine Stunde später ausrücken mussten.“
Das Mittagessen – Nudeln mit Tomatensoße – lieferten Hellmann und seine Helfer:innen direkt ins Katastrophengebiet. Dabei sahen sie, was das Hochwasser in der Region angerichtet hatte. Hellmann: „Das war heftig. Wir haben total verwüstete Bauernhöfe gesehen. Auf einem Dach lag sogar ein Traktor. Und überall waren Menschen damit beschäftigt, ihre Einrichtungsgegenstände von Schlamm zu befreien.“
Von seinem knapp zweitägigen Kurzzeiteinsatz nimmt Hellmann, der privat auch mal gerne zum Kochgeschirr greift (Lieblingsspeise: Gulasch mit Spätzle), aber auch viele positive Erfahrungen mit. „Die Helfer:innen machen einen tollen Job. Ich durfte in einem Super-Team des DRK mitarbeiten, gehörte von Anfang an voll dazu“, schwärmt er vom Zusammenhalt unter den Einsatzkräften. Auch wenn Hellmann drei Tage später noch immer hundemüde ist von seinem Trip ins Rheinland, gibt es für ihn keinen Zweifel: „Ich würde das jederzeit wieder machen.“
Übrigens: Im Haus Ravensberg musste niemand während der Abwesenheit des Küchenchefs Kohldampf schieben. Mit Hellmanns Vertreterin Silvia Meyer und ihrer „rechten Hand“ Pia Grote standen zwei erfahrene Mitarbeiter:innen zusammen mit dem übrigen Küchenteam bereit, die Verpflegung der Bewohner:innen und der Essenskunden aus der Nachbarschaft sicherzustellen.