Pflegefachkraft im Arbeitseinsatz
„Staatlicher Bonus für Pflegekräfte hin oder her“, sagt die DRK-Pflegefachkraft Katharina Nocken. „Das ändert doch nichts an meiner Einstellung zum Beruf. Viel wichtiger ist für mich, dass die öffentliche Anerkennung, die wir im Moment erfahren, auch in Zukunft bleibt.“
Katharina Nocken arbeitet in der ambulanten Pflege. Die 38-Jährige ist stellvertretende Leiterin des DRK-Pflegedienstes in Schloß Holte-Stukenbrock. Katharina Nocken übt damit einen Beruf aus, der in der Corona-Krise mehr denn je in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt ist, der viel Anerkennung erfahren hat und der sogar als „systemrelevant“ eingestuft ist. „Dank Corona haben die Menschen heute eine andere bessere Meinung zum Gesundheitswesen“, sagt die gelernte Altenpflegerin. Der Arbeitstag von Katharina Nocken – er beginnt am frühen Morgen um 7 Uhr mit dem Einchecken im Büro an der Stukenbrocker Hauptstraße. Als wir uns dort wie verabredet um 8 Uhr treffen, hat sie bereits zwei Pflegeinsätze hinter sich. Den nächsten Kundenbesuch statten wir gemeinsam ab. Wir klingeln an der Wohnungstür einer älteren Dame. Dann öffnet Katharina Nocken die Tür mit einem Schlüssel, um danach die Wohnung mit einem freundlichen „Hallo und guten Morgen“ zu betreten. Die 87-Jährige Bewohnerin wartet schon auf ihre Pflegerin. Heute stehen Dusche und Haarwäsche auf dem Programm. Danach hilft Katharina Nocken ihrer Kundin beim Ankleiden und beim Überstreifen der Kompressionsstrümpfe. Dann noch die Medikamente für den Tag zusammengestellt, das Brot für das Frühstück geschmiert – und schon ist der heutige Pflegeeinsatz zu Ende.
Nur wenige Meter zu Fuß sind es bis zur Wohnung von Hedwig Tölke, die noch etwas schläfrig wirkt. „Sind Sie schon wach?“, wird sie von Katharina Nocken freundlich gefragt. „Ach, wissen Sie“, sagt die Kundin mit Augenzwinkern, „wenn man gut und lange schläft, kann man viel Kraft schöpfen für den nächsten Tag.“ Katharina Nocken lässt die alte Dame in aller Ruhe zu sich kommen, übt keinen Zeitdruck aus. „Ich arbeite hier mit Menschen“, sagt sie. „Die Zeit, die ich dafür brauche, die nehme ich mir auch.“ Das kommt bei den zu Pflegenden gut an. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Service“, sagt Hedwig Tölke, als sie nach der Morgentoilette zu ihren Erfahrungen befragt wird.
Mit dem Auto geht es anschließend nach Stukenbrock-Senne. Dort ist Elisabeth Wolfslau zu Hause. Die 83-Jährige ist in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, benötigt deswegen Hilfe bei der täglichen Körperpflege. Obwohl sich die beiden erst seit Jahresbeginn kennen, pflegen Elisabeth Wolfslau und Katharina Nocken bereits einen freundschaftlichen Kontakt zu einander. „Ich freue mich immer, wenn Katharina ins Haus kommt. Sie macht das sehr gut. Wir sprechen über Kinder, Schmerzen oder die Hauskatze ‚Heidi‘ – wie das im Alter so ist“, sagt Elisabeth Wolfslau.
Daran haben auch die corona-bedingten erhöhten Hygienestandards nichts geändert. Katharina Nocken: „Mund-Nase-Schutzmaske, Händedesinfektion vor jedem Besuch und die Auto-Desinfektion am Ende des Einsatztages sind Pflicht. Das alles ist nicht so gravierend. Man gewöhnt sich schnell daran.“ Und doch hat die Corona-Pandemie den Umgang mit den Kunden verändert. Katharina Nocken: „Zu uns als Pflegefachkraft gehört auch, dass wir mit den unterschiedlichen Stimmungen unserer Kunden umgehen müssen. Wir sprechen mit ihnen, wenn sie traurig oder wütend sind, motivieren sie und nehmen sie in den Arm, wenn sie getröstet werden müssen.“ Dieser Körperkontakt vor allem sei es, der durch die Corona-Krise stark eingeschränkt werde.
Der letzte Hausbesuch dieses Tages führt zu einem Rentner-Ehepaar. Katharina Nocken leistet hier einmal pro Woche professionelle Hilfe bei der Körperpflege. Heute erfährt sie, dass der Ehemann am Wochenende gestürzt ist und sich leichte Hämatome am Handgelenk zugezogen hat. Dies erfordert einen Eintrag in die Patientenmappe, die bei jedem Kunden vorliegt. Obwohl der alte Herr erst seit einem Monat in der Betreuung ist, äußert sich seine Ehefrau ausgesprochen positiv über die Pflegeleistung. „Das mit dem Pflegedienst“, sagt sie, „ist etwas ganz Wunderbares. Das klappt wirklich prima. Und wenn die Frau Nocken uns besucht, dann kommt immer Leben ins Haus.“
Für Katharina Nocken stand schon im Jugendalter fest: Du machst später mal was mit Pflege. Erste Erfahrungen mit dem Berufsfeld sammelte sie als Schülerin am Wochenende in einem Pflegeheim. Beim Bielefelder Johanneswerk erlernte sie nach dem Ende der Schulzeit den Beruf der Krankenpflegehelferin. Im Anschluss danach ließ sie sich zur Altenpflegerin ausbilden. Später folgte noch eine Weiterbildung zur Pflegedienstleiterin. „Das Schöne an meinem Beruf ist, dass du helfen kannst. Die Pflege“, sagt sie, „ist für mich zugleich Berufung. Um diesen Beruf auszuüben, musst du Empathie haben. Dann gibt der Beruf dir viel zurück. Ein einziger Dank macht manchmal den ganzen Tag schön.“
Als wir gegen 13 Uhr wieder im Büro eintreffen, ist der Arbeitstag von Katharina Nocken noch nicht zu Ende. Nach einer 30-minütigen Mittagspause ist Bürodienst angesagt. Es gilt, besondere Vorgänge zu dokumentieren oder Fachgespräche mit Kollegen, Ärzten oder Wundmanagern zu führen. Um 15.30 Uhr ist der Arbeitstag gewöhnlich zu Ende. Dann setzt sich Katharina Nocken an das Steuer ihres Autos und freut sich auf den Feierabend mit Ehemann Manuel und Sohn Jonas im heimischen Bad Salzuflen.
Übrigens: Wer wie Katharina Nocken Freude am persönlichen Umgang mit Menschen hat und sich eine Anstellung im Pflegebereich vorstellen kann, findet im Deutschen Roten Kreuz einen interessanten Arbeitgeber. Das DRK im Kreis Gütersloh ist aktuell auf der Suche nach Verstärkung in der ambulanten Alten- bzw. Krankenpflege. Nähere Informationen dazu gibt es telefonisch unter der Rufnummer 05241 9886-11 oder im Internet unter der Adresse www.drk-guetersloh.de.