"Haus Ravensberg" als Lieferant von Mittagessen stark gefragt
Von hektischer Betriebsamkeit ist im Haus Ravensberg in Borgholzhausen aktuell nichts zu spüren. Es scheint, als ginge alles seinen gewohnten Gang. Und doch ist hier vieles anders in diesen Tagen. Die Corona-Krise – sie hat auch das DRK-Seniorenheim, seine Mitarbeiter/innen und seine Bewohner/innen fest im Griff. Der Pandemieplan – er ist jetzt das Gesetz der Stunde. Dass er so plötzlich in Kraft treten würde, damit hat niemand gerechnet. Pflegedienstleiterin Andrea Lehnert: „Das hat uns alle überrascht.“
So herrscht für das Haus mit 80 Plätzen, darunter zehn Kurzzeitpflegeplätze, ein generelles Betretungsverbot. Ein Aushang an der Eingangstür weist darauf hin. Das Verbot betrifft nicht nur Dienstleister wie Frisöre, Physiotherapeuten oder Fußpfleger, die sonst regelmäßig zu Gast sind. Auch Angehörigen ist es derzeit nicht gestattet, die Bewohner/innen zu besuchen. Lediglich für den Fall einer Sterbebegleitung öffnet sich die Tür für kurze Zeit. „Unseren Bewohnern fällt die Kontaktsperre nicht leicht. Wir sind bemüht, uns noch intensiver um sie zu kümmern“, sagt Andrea Lehnert.
Für Irritationen unter den Bewohnern hat auch eine neue Sitzordnung bei der Einnahme der gemeinsamen Mahlzeiten gesorgt. Die Hygienebeauftragte Elke Broxtermann: „Wir mussten die Stühle weiter auseinanderrücken, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Für diese Maßnahme hatte nicht jeder Verständnis.“ Dass die Pflegenden jetzt im direkten Umgang mit den Bewohnern zu deren Schutz Mund-Nasen-Masken tragen, hat auch nicht jedem gefallen. Andrea Lehnert: „Dies hat hier und da für Verwirrung gesorgt. Gut möglich, dass die Masken Erinnerungen an dunkle Stunden im Leben hervorgerufen haben.“
Zu einem erhöhten Arbeitsaufwand hat die Corona-Krise für das Küchenteam im Haus Ravensberg geführt. Weil durch den Wegfall von Tagespflege mehr Menschen auch tagsüber daheim sind, hat sich die Zahl der ausgelieferten Essen um die Hälfe auf jetzt 90 erhöht. Für diesen Service und ebenso für alle Pflegeleistungen in der Einrichtung ist das Haus Ravensberg in diesen Tagen vergleichsweise gut aufgestellt. Der Krankenstand ist nicht höher als sonst zu dieser Jahreszeit. Hinzu kommt, dass Pflege- und Hauswirtschaftsschüler/innen jetzt ständig vor Ort sind, da ihr Schulbetrieb zurzeit ruht. So ist die Situation im Haus trotz Ausnahmezustand noch vergleichsweise entspannt, haben die Mitarbeiter/innen die Lage alles in allem gut im Griff.
Die ganz große Sorge von Pflegedienstleiterin Lehnert ist indessen, dass sich Mitarbeitende und Bewohner mit dem Virus infizieren könnten. Tröstlich für Andrea Lehnert und ihre Mitarbeitenden ist, dass sie mit ihren Ängsten und Sorgen in diesen Tagen nicht alleine dastehen und Angehörige von Bewohnern trotz Kontaktsperre an sie denken. Große Freude hat beispielsweise der Ostergruß eines Bewohner-Enkelkinds mit Namen Frieda ausgelöst. „Meine Mama und ich haben diese Tage gebastelt“, schreibt die Kleine. Und weiter: „Wir wollten auch Ihnen eine Freude bereiten und senden Ihnen liebe Ostergrüße.“