Nach dem Einsatz sind Pflege von Mensch und Material angesagt
Nach dem verheerenden Hochwasser in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen befinden sich in den betroffenen Ortschaften und Gebieten keine DRK-Kräfte aus dem Kreis Gütersloh mehr im Einsatz. Als Letzte haben Spezialisten für den Personensuchdienst ihren Hilfseinsatz in einer entsprechenden Einrichtung des Landes NRW in Münster beendet.
Alles in allem hatte das Deutsche Rote Kreuz aus dem Kreis Gütersloh gut 60 ehrenamtliche Helfer:innen von sieben DRK-Ortsvereinen für den Einsatz im Katastrophengebiet gestellt. Als Erste waren noch am Tag 1 der Katastrophe zwölf Männer und Frauen in den Einsatz gegangen. Ihr Hauptauftrag: Evakuierung einer Senioreneinrichtung in der Ruhrgebietsstadt Hagen. Am Morgen des Folgetages rückten 21 DRK’ler zusammen mit Einheiten der Feuerwehr aus den Kreisen Gütersloh und Lippe in Richtung Euskirchen aus. Hier ging es für die Rotkreuzler darum, örtliche Rettungskräfte bei ihrer Arbeit zu unterstützen und die Lebensmittel-Versorgung der eingesetzten Helfer:innen sicherzustellen.
Im Ortsteil Iversheim der besonders stark betroffenen Stadt Bad Münstereifel kümmerte sich Jannik Rolf, stellvertretender Rotkreuzleiter aus Rheda-Wiedenbrück, mit anderen Güterslohern um die Versorgung von Verletzten. Auch an der Bergung von Todesopfern waren die heimischen Einsatzkräfte beteiligt. Rolf: „Damit hatten wir nicht gerechnet. Schließlich waren wir ursprünglich lediglich für die Versorgung der eingesetzten Helfer:innen alarmiert worden.“
Bei Feldkoch Christian Schwenker, stellvertretender Rotkreuzleiter im Ortsverein Verl, und seinem Küchenteam war unterdessen vor allem Improvisationstalent gefragt. Am Einsatzort vor dem Kreishaus von Euskirchen angekommen, mussten sich die DRK’ler aus dem Kreis Gütersloh selbst um die Strom- und Wasserzufuhr für das mitgeführte Kochzelt aus Mastholte kümmern. Die 150 Würstchen und Nackenkoteletts, mit denen sie die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und DRK am ersten Tag versorgten, hatten sie sich noch in der Nacht zuvor eilig bei „Saschas Grillstübchen“ in Schloß Holte-Stukenbrock beschafft. Weil tags drauf in Euskirchen kein Fleisch für eine Bolognesesauce zu beschaffen war, bereitete Schwenker kurzerhand aus dem übrig gebliebenen Fleisch vom Vortag ein Würstchengulasch mit Nudel-Beilage zu.
Bis an den Rand der körperlichen und seelischen Erschöpfung arbeiteten die Männer und Frauen aus dem Kreis Gütersloh, um den Betroffenen im Katastrophengebiet zu helfen. Dabei war an Schlaf kaum zu denken. Deswegen erfolgte im Laufe des Freitags ein Personalwechsel. Dabei kamen 21 weitere DRK-Helfer:innen zum Einsatz. Mit Björn Hellmann, Küchenchef im DRK Haus Ravensberg in Borgholzhausen, stand diesmal sogar ein ausgewiesener Kochprofi an Grill und Gulaschkanone.
Nach Rückkehr auch dieser Einheit war beim DRK die Pflege von Mensch und Material angesagt. Rotkreuzbeauftragter Jürgen Strathaus: „Die Begegnung mit dem Thema ‚Tod und Elend‘ hinterlässt oft noch Tage später ihre Spuren. Hier haben wir allen eingesetzten Helfer:innen dringend angeraten, sich bei Auffälligkeiten umgehend der psychologischen Betreuung anzuvertrauen.“ Gelitten hat bei dem Einsatz auch das Fahrzeugmaterial. Durch die Fahrten über Hochwasser führende Straßen in Hagen ist es laut Strathaus zu Schäden gekommen. Diese wurden zwischenzeitlich aber in einer Werkstatt behoben, sodass diese Fahrzeuge wieder voll einsatzbereit sind. Dies gilt allerdings nicht für einen in Schloß Holte stationierten Krankentransportwagen des Bundes. Weil das amtliche Kennzeichen verloren gegangen ist und erst über einen längeren Weg durch mehrere Behörden wiederzubeschaffen ist, bleibt das Einsatzfahrzeug vorerst in der Garage. Das DRK geht davon aus, dass ihm der Krankentransportwagen nach sechs Wochen wieder uneingeschränkt zur Verfügung steht.